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Presse

Wichtigster Erfolgsfaktor für jedes Startup ist der Kundennutzen

In der Schweiz gibt es lauter neuer Plattformen. Dabei hat sich Bestag auf die Vermittlung von Makler:innen spezialisiert und adressiert das zentralste Kundenbedürfnis: höchster Verkaufspreis.

PDF zum Download: 2021 08 29_NZZaS_Immobilienplattformen_ Es kommt zu Fusionen und Übernahmen.pdf, Link zum Artikel


Immobilienplattformen: Kleiner Markt, zu viele Firmen

In der Schweiz gibt es ein Übermass an Immobilienplattformen. Nun kommt es zu einer Welle von Fusionen, Übernahmen und Kooperationen.

Liiva heisst eine neue virtuelle Plattform für Wohneigentum. Dahinter stehen Raiffeisen und Mobiliar, die beide ein «Ökosystem» rund um das Thema Immobilien aufbauen und für ihr neues Projekt kooperieren. Fast zeitgleich legt Mobiliar ihre beiden Immobilienportale Flatfox und Aroov zusammen, um Synergien zu nutzen und weiter zu wachsen.

Wachstum haben auch die Kantonalbanken vor Augen. Drei von ihnen, jene aus St. Gallen, Graubünden und Luzern, beteiligen sich an Emonitor, einem 2016 gegründeten Startup, das den Vermietungs- und Verkaufsprozess digitalisieren will. Die Firma kooperiert ihrerseits schon eng mit Newhome. Hinter dieser Suchplattform stehen neben den drei erwähnten vierzehn weitere Kantonalbanken sowie Makler und andere Akteure der Branche.


Lauter neue Plattformen

Avobis lanciert Property Captain, eine weitere Suchmaschine, oder wie es in der Werbung dafür heisst: die «erste smarte Immobilien-Matching-Plattform» hierzulande. Doch auch sie muss zuerst einmal gross und bekannt werden, ehe sie einen substanziellen Nutzen stiften kann. Da hat es die neue Digital­plattform der SPS-Tochter Wincasa leichter. Wincasa Home dient der Bewirtschaftung und dem Austausch mit Mietern. 38 000 Wohnungen sind schon dabei, der Betrieb läuft über Streamnow, eine Firma, die ebenfalls zu ­Wincasa gehört.

Die Beispiele, alle aus den letzten Wochen, zeigen: Im Immobiliensektor sind fast alle mit allen im Gespräch und ständig auf Partnersuche. Um zu expandieren, werden Firmen verkauft, übernommen, fusioniert und verbunden. Denn der Schweizer Markt für Innovationen im «Ökosystem Haus und Wohnen» ist vergleichsweise klein – und es tummeln sich dort schon sehr viele Anbieter.

Etwa 320 sogenannte Proptech-Firmen, sechsmal mehr als noch vor fünf Jahren, gibt es mittlerweile in der Schweiz, wie Heinz Schwyter schätzt, der einen Informationsdienst für die junge Branche betreibt. Zum Vergleich: Im ungleich grösseren deutschen Markt gibt es mit 330 ähnlich viele Jungfirmen mit Immobilienbezug. «Die Schweiz hat eine aussergewöhnlich hohe Dichte an Firmen aus dem Bereich», heisst in dem im Juni von einem Branchenverband und der Credit Suisse publizierten Swiss Proptech Report 2021.

Eines der Unternehmen auf Partnersuche ist Bestag in Lausanne, die sich auf die Vermittlung von Maklern spezialisiert hat. Wie andere Startups muss sich die Firma bekannt machen und das Geschäftsmodell erklären. «Auch darum suchen wir derzeit nach einem strategischen Partner», sagt Gabriel Diezi, Leiter Deutschschweiz von Bestag.

Oft besteht das Angebot der jungen Wilden aus nur wenigen Lösungen und Produkten. Die Konkurrenz ist gross, Gewinn machen die neuen Anbieter in der Regel erst nach einigen Jahren. Der Firmenwert bemisst sich am Wachstum in der Startphase. Nur dann werden Wagniskapitalgeber und Business-Angels, wie man erfahrene «Unternehmer-Götti» nennt, auf sie aufmerksam.

Hat man es geschafft, bei grossen Immobilien- und Finanzgesellschaften Gehör und Absatz zu finden, kommt rasch einmal eine mögliche Kooperation, eine Beteiligung oder sogar Übernahme ins Spiel. Bei einem Fünftel aller jungen Firmen sind laut dem Proptech-Report etablierte Immobilienunternehmen, Banken oder Versicherungen schon im Boot, gut 60 % sind durch die Gründer und eigenen Partner finanziert.


Investoren schauen genau hin

Wichtigster Erfolgsfaktor für jedes Startup ist der Kundennutzen, sagt Fredy Hasenmaile, Leiter Immobilienanalyse bei der Credit Suisse, der an dem Report massgeblich mitgearbeitet hat. Nötig sei aber, dass sich die Geschäftsidee skalieren lässt. Wenn diese relativ einfach kopiert werden kann oder jeder zusätzliche Kunde viel Aufwand verursacht, bleiben die Investoren skeptisch. Die fehlende Skalierbarkeit sei einer der häufigsten Absagegründe für eine Beteiligung.

Auffällig viel Bewegung gibt es derzeit auch bei den Etablierten in der Branche. Vor kurzem hat die Privatbank Julius Bär das Maklerunternehmen Kuoni Müller & Partner übernommen und will es in die eigene Struktur integrieren. Im Juli gaben Bâloise und UBS bekannt, eine enge Partnerschaft bei der Hypothekenvermittlung einzugehen. Und beim Hamburger Franchise-Makler Engel & Völkers steigt eine bekannte Beteiligungsgesellschaft ein.

«Zu den Hauptzielen der Banken gehört, die Abhängigkeit vom Kerngeschäft (Hypothekenvergabe) zu reduzieren, die Ertragsbasis zu verbreitern und ihren Kunden eine grössere Palette an Dienstleistungen anbieten zu können», sagt Daniel Stocker, Leiter Research bei Jones Lang LaSalle Schweiz. Die Klientel liesse sich so besser und länger an das Haus binden. Doch mit der Kombination von Dienstleistungen, etwa Liegenschaftsbewertung, Finanzierung und Vermittlung, steige das Potenzial von Interessenkonflikten, ist Stocker überzeugt. «Die Banken begeben sich damit auf heikles Terrain.»


«Wie viel ist meine Immobilie wirklich wert?»

«Combien vaut réllement mon bien immobilier ?»