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Presse

Die Qualität und Spezialisierung der Makler:innen variiert enorm

Bestag wird mit 60% der Makler:innen gar nie zusammenarbeiten. Unter den etwa 10’000 Maklerinnen und Maklern in der Schweiz gebe es sehr gute, die Mehrheit sei aber zu wenig spezialisiert, so Gabriel Diezi in 20 Minuten.

PDF zum Download: 2021 07 25 20Minute_Umkämpfter Immobilienmarkt - Aufdringliche Makler durchforsten Todesanzeigen für neue Kontakte - 20 Minuten.pdf, Link zum Artikel

Aufdringliche Makler durchforsten Todesanzeigen für neue Kontakte

Maklerinnen und Makler suchen händeringend nach neuen Objekten, die sie verkaufen können. Nun schrecken sie auch nicht mehr davor zurück, Menschen zu behelligen, die um ihre Hinterbliebenen trauern.


Die Preise für Wohnungen und Häuser gehen durch die Decke. Seit Corona ist das Eigenheim noch beliebter, der Immobilienmarkt umso ausgetrockneter. Maklerinnen und Makler gehen darum auf der Suche nach neuen Objekten immer aggressiver vor.

Eine Maklerin eines Winterthurer Immobilienvermittlers behelligte eine 75-jährige Witwe am Telefon. Nett aber forsch habe sie gefragt, ob sie sich einen Verkauf ihres Hauses vorstellen könne, sagt die Pensionierte zur «Sonntagszeitung».

Geärgert habe sie vor allem, dass die Frau mit ihr sprach, als ob sie geistig nicht mehr auf der Höhe wäre. «Eine Liegenschaft kann einem ab einem gewissen Alter ja auch zu viel werden, so mit dem Garten und allem», sagte die Maklerin, worauf die Witwe dankend ablehnte.

«Die Maklerin fand den Kontakt der Witwe wohl über die Todesanzeige ihres verstorbenen Mannes heraus», sagt der Branchenexperte Gabriel Diezi von der Immobilienberatungsfirma Bestag. Die Firma sucht die besten Makler für Verkaufswillige. Er habe kein Verständnis dafür, dass man einen solch emotionalen Moment einer Person für kommerzielle Zwecke ausnutze.


Allerdings sei der Maklermarkt immer umkämpfter. Die Anzahl zum Verkauf stehender Wohnungen und Häuser in der Schweiz sei um rund 40 Prozent eingebrochen (siehe Box). «Deshalb haben Makler nicht genug Neugeschäfte und suchen nach neuen Ansätzen, wie sie an Kunden kommen», so Diezi.

Pensionierte Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer wie die oben erwähnte Witwe werden deshalb derzeit besonders häufig von Immobilienvermittelnden umworben. Manche Immobilienvermittelnde greifen zum Telefon, andere stecken Flyer in Briefkästen oder gehen von Tür zu Tür.

Sie wollten so früh wie möglich dabei sein, auch wenn die Immobilie noch gar nicht zum Verkauf stehe. Wenn sich die Besitzerin einmal für den Verkauf entscheide, werde sie sich im besten Fall als erstes an den oder die Immobilienvermittelnde am Telefon erinnern.


«Mit 60 Prozent der Makler arbeiten wir gar nie zusammen»

Unter den etwa 10’000 Maklerinnen und Maklern in der Schweiz gebe es sehr gute, die Mehrheit sei aber zu wenig spezialisiert und zu viele bedienten sich unseriöser Praktiken. «Bestag wird mit etwa 60 Prozent der Makler gar nie zusammenarbeiten, weil wir nur mit den lokal kompetentesten arbeiten», sagt Diezi.

Auch Ruedi Tanner, Präsident der Schweizerischen Maklerkammer, unterstützt solche unaufgeforderten Kontaktaufnahmen nicht, obwohl sie oft erfolgreich seien. Diese würden ein schlechtes Licht auf die 120 Mitglieder der Kammer werfen. Das teils aggressive Vorgehen entspreche nicht der Mentalität der Deutschschweizer. Telefonanrufe würden schnell als aufdringlich empfunden.

«Wie viel ist meine Immobilie wirklich wert?»